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AutorenbildRicarda Schleupner

DER UNTERSCHIED ZWISCHEN THERAPEUT*IN, COACH, BERATER*IN & CO.

Die Infos in diesem Artikel beziehen sich auf die Rechtslage in Deutschland. Alle Informationen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, bitte beachte jedoch, dass sich manche Gesetzeslagen etc. immer wieder ändern und dass auch jeder Mensch individuell ist.

Falls du in Österreich lebst und Fragen dazu hast, was dort anders ist, melde dich gern bei mir :)


In diesem Artikel erfährst du...

  • was die Unterschiede zwischen den wichtigsten Berufen und Qualifikationen im Beratungskontext sind

  • wie du eine informierte Entscheidung triffst, welche Art von Behandlung bei welcher Person du in Anspruch nehmen willst


Die wichtigsten Berufsgruppen im Überblick

Bist du auch manchmal lost im Coaching-Therapie-Beratungs-Dschungel? Komplett verständlich. Das Coaching-Business boomt seit einigen Jahren und selbsternannte Gurus und Berufsbezeichnungen schießen nur so aus dem Boden. Selbst in meiner systemischen Coaching-Ausbildung kommt regelmäßig die Frage auf: Was ist der Unterschied zwischen Coaching und Beratung, wo hört Coaching auf und fängt Therapie an, wer sollte was anbieten...und wenn selbst angehende Coaches verwirrt sind, wie soll’s dir dann erst gehen?


Hier mal die wichtigsten Berufsgruppen im Überblick:


  • Psycholog*in - hat ein vollständiges Psychologiestudium (Bachelor und Master) absolviert, kann danach in verschiedensten Feldern arbeiten - die beiden größten sind Wirtschaft (z. B. Personalwesen) und Klinik/Beratungsstellen

  • Psychologische*r Psychotherapeut*in - hat nach dem Psychologie-Master noch eine Ausbildung zur/m psychologischen Psychotherapeut*in absolviert und eine staatliche Approbation erlangt. Mögliche Ausbildungsrichtungen: Verhaltens-, systemische, analytische und tiefenpsychologisch fundierte Therapie. Praktiziert in Privatpraxis oder mit Kassensitz, in ambulanten oder stationären klinischen Einrichtungen. Die Zielgruppe ist auf Erwachsene beschränkt.

  • Kinder- und Jugendpsychotherapeut*in - same here, nur, dass die Zielgruppe eben auf Kinder und Jugendliche beschränkt ist.

  • Psychiater*in - Arzt/Ärztin, der/die eine Facharztausbildung in Psychiatrie absolviert hat. Darf Medikamente verschreiben (das darf ein*e Psychotherapeut*in nicht!) und erhält im Zuge der Ausbildung ebenfalls eine Approbation als Ärztliche*r Psychotherapeut*in.

  • Psychologische*r/systemische*r Berater*in - Oft die erste Anlaufstelle, bevor an Psychotherapeut*in weitervermittelt wird. Berät ohne Heilerlaubnis, d.h. es gibt eine ganz klare Trennung zur Psychotherapie. Eigener Ausbildungsberuf ohne fachliche Voraussetzung. Psychologie-Absolvent*innen dürfen i. d. R. bereits ab dem Bachelor psychologisch beratend sowie in der Diagnostik tätig sein.

  • Heilpraktiker*in für Psychotherapie - Hier liegt nach einer entsprechenden Ausbildung (keine fachlichen Voraussetzungen) eine Heilerlaubnis vor. Das heißt, Heilpraktiker*innen für Psychotherapie dürfen, genau wie psychologische Psychotherapeut*innen, Psychotherapie anbieten und durchführen - jedoch ohne Approbation und ohne Aussicht auf einen Kassensitz. Ihr Angebot richtet sich also ausschließlich an Selbstzahler*innen (Ausnahme: Kostenerstattungsverfahren). Psycholog*innen können diesen Titel idR ohne Ausbildung inkl. Heilerlaubnis erhalten. Heilpraktiker*innen für Psychotherapie können mit wenigen Ausnahmen jegliche Therapiemethode anwenden. Die Qualität unterliegt dabei der Sorgfaltspflicht. Sie dürfen sich NICHT Psychotherapeut*in nennen.

  • Coach - kein geschützter Beruf, jede*r darf sich einfach Coach nennen, sogar ohne jegliche Ausbildung. Bei Coaching-Ausbildungen variiert die Qualität stark. Qualitätsmerkmale sind zum Beispiel die Ausrichtung nach einer wissenschaftlich anerkannten Methode (z. B. systemisch) und die Zertifizierung durch einen Berufsverband (im systemischen Bereich DGSF oder SG). In der Systemik ist Coaching übrigens eher auf den beruflichen Kontext bezogen (Teamcoaching, Führungskräftecoaching, ...), während Beratung mehr auf den psychosozialen Kontext abzielt (Paarberatung, Familienberatung, ...). Diese Bereiche verschwimmen aber natürlich oft (z. B. Karriereberatung).


Jetzt kennst du also schon mal die Unterschiede zwischen diesen verschiedenen Berufsgruppen. Trotzdem fragst du dich vielleicht...

  • Welche Person ist die richtige für MICH - sowohl fachlich als auch menschlich?

  • Welche Art von Hilfe brauche ICH mit meinem spezifischen Problem?

  • Was, wenn die Person mir doch nicht helfen kann oder es zwischen uns nicht passt - und dann hab ich vielleicht viel Geld ausgegeben?


Welche Art der Unterstützung ist denn aber nun die richtige für mich und wie entscheide ich mich für eine Person?

Meine Tipps für dich:


  • Egal ob Psychotherapeut*in, Psycholog*in, Berater*in oder Coach (denn die angewendeten Methoden/Arbeitsweise überschneiden sich oft) - es ist wichtig, dass es menschlich passt! Das findest du z. B. heraus, indem du der Person auf Social Media folgst, eins ihrer kostenlosen/günstigen Angebote ausprobierst oder ein kostenloses Erstgespräch/”Vibe-Check” vereinbarst (das kriegst du übrigens per Gesetz zeitnah auch bei jedem/r Psychotherapeut*in) - und deiner Intuition vertraust. Psychotherapieforschung belegt, dass die Therapeut-Klienten-Beziehung der wichtigste Wirkfaktor ist!


  • Was ist DIR wichtig? Dass die Person... ganzheitlich arbeitet und breite Expertise mitbringt? ...einen bestimmten Abschluss hat? ...weiblich oder männlich ist? ... persönliche Erfahrungen mit Themen gemacht hat, die dich beschäftigen? ...einen wissenschaftlichen Hintergrund hat? ...eine bestimmte Methode verwendet? ...sich laufend weiterbildet?


  • Falls die Qualifikation der Person für dich eher sekundär ist: Achte trotzdem darauf, ob die vorhandenen Qualifikationen halbwegs seriös sind und ob du sicher bist, dass du der Person vertrauen kannst, z. B. aufgrund ihrer Erfahrung, glaubwürdigem Feedback früherer Klient*innen etc.!


  • Wann ist eine Qualifikation seriös? Wenn ihr eine angemessene Ausbildungszeit vorausgegangen ist, sie staatlich anerkannt ist, den Richtlinien eines Berufsverbandes entspricht, eine Vorqualifikation erfordert, nicht einfach nur nach Trend klingt...etc. ;)


  • Wartezeit ist keine Option und/oder du möchtest deine Wunschperson? Dann siehst du dich vielleicht mit konfrontiert, Geld auszugeben. Falls es dir schwerfällt, das Geld in die Hand zu nehmen - mach dir bewusst, was du und deine Gesundheit dir wert sind und was dagegen die (nicht nur finanziellen) Kosten wären, wenn du nichts unternimmst und dir keine Unterstützung holst. Schau einfach vorher, dass du sowohl sachliche Argumente sammelst als auch deiner Intuition vertraust, bevor du dich für eine Person oder Leistung entscheidest! (Zur Not gibt es übrigens auch ein Kostenerstattungsverfahren für private Psychotherapie.)


  • Ist mein Problem überhaupt groß genug, um mir dafür Hilfe zu holen? Auf jeden Fall. Wenn du Unterstützung bei der Bearbeitung eines Themas willst, dann darfst du sie dir suchen. Egal, ob das eine Entscheidung ist, die du nicht treffen kannst, eine Situation, mit der du nicht zurecht kommst, ein Zustand, den du nicht auflösen kannst, ein Ziel, das du erreichen willst...die Anlässe und Aufträge sind vielfältig. Wenn du unsicher bist, ob du eine Therapie brauchst oder nicht, geh erstmal zu einer Psycholog*in, psychologischen Beratungsstelle oder zum Therapie-Erstgespräch.


Übrigens: Egal, wie gut die Person ist, die Verantwortung dafür, ob du vom Angebot profitierst und deine Ziele erreichst, liegt immer bei dir. Das kann dir keiner abnehmen. D.h. manchmal musst du die Auswahl auch nicht zerdenken, es gibt nicht DIE richtige Person, die deine Probleme lösen kann, die Person kann nur Impulse geben, Interventionen und andere Perspektiven anbieten und dich bei deinem Prozess begleiten. Umgekehrt heißt das natürlich, dass du selbst, wenn du dich vertust und das Gefühl hast, das Coaching o.ä. ist aber echt nicht soo nice, du immer auch selbst gucken kannst, welche Impulse kann ich vielleicht doch draus mitnehmen & das Beste draus machen? Und dabei auch sehr wächst & profitierst. Also, keine Angst vor der Entscheidung.


Ich hoffe, du hast jetzt ein klareres Bild von den verschiedenen Angeboten da draußen und weißt jetzt ein bisschen, worauf es ankommt, wenn du oder jemand, der/die dir nahesteht, mal Unterstützung brauch(s)t! Melde dich gern jederzeit bei mir, wenn du dazu noch Fragen hast :)


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